Vertrauen und Empathie Freiraum schaffen und anbieten
Die Menschen im Spital haben nicht nur eine Kranken- sondern auch eine Leidensgeschichte. Durch eine Krankheit wird das Selbstverständnis erschüttert. Fragen nach der Wertschätzung der Identität – wer bin ich noch, wenn ich abhängig, geschwächt oder pflegebedürftig bin? – treten oft in den Vordergrund.
Meine Präsenz, mein inneres Anwesend-Sein ist im Gespräch zentral. Sie ist eine Kraft, die im Gespräch gespürt wird und Voraussetzung ist für Interesse und echte Zuwendung.
Einen freundlichen Freiraum schaffen und anbieten
Beim Zuhören geht es darum, nicht nur mit den Ohren und dem Verstand zuzuhören, sondern mit dem Herzen. Es ist die Fähigkeit von uns Menschen, eine Information nicht nur zu empfangen, sondern sie von innen her, also empathisch, mitzufühlen. Durch die Empathie, unsere menschliche Berührbarkeit, verbinde ich mich mit der inneren Welt meines Gegenübers.
Eine wichtige Frage, die ich mir als Seelsorger stellen muss, lautet nicht: „Was soll ich sagen oder tun?“ sondern: „Wie schaffe ich genug Raum, um die Geschichten in mir aufzunehmen?“
Seelsorge ist die demütige, aber gleichzeitig höchst anspruchsvolle Aufgabe, einen freundlichen Freiraum zu schaffen und anzubieten, in dem sich mein Gegenüber ohne Angst mit seinem Schmerz und Leid auseinandersetzen und sich inmitten seiner Verwirrung voller Zuversicht auf die Suche nach neuen Wegen machen kann.
Dabei helfen mir auch Rituale, wie z. B. die Krankenkommunion als kraftvolle Wegzehrung. Ein Psalmengebet oder ein Segen stellen das vom Patienten oder der Patientin mir anvertraute Gesagte in einen größeren Sinnhorizont. Denn auf die biblische Zusage „wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind, da bin ich mitten unter ihnen“ darf ich in meinen Gesprächen vertrauen.